ACHTUNG: Ich bin fast komplett anders vorgegangen, als es vielerorts empfohlen wird. Deshalb kann man meine Erfahrung nicht als allgemein geltend bewerten. Weiter unten werde ich deshalb Empfehlungen auflisten, an denen man sich besser orientieren kann.
Vergesellschaftung Kunibert
Ausgangssituation: Kunibert ist ein kastriertes junges Böckchen. Sein Alter wurde vom Vorbesitzer mit 6 Jahren angegeben, er ist jedoch bedeutend jünger; schätzungsweise knapp 1 Jahr.
Kunibert lebte bisher mit zwei weiblichen Meerschweinchen auf dem Balkon. Die zwei Weibchen verstarben beim Tierarzt. Dieser fragte mich vergangenen Freitag, ob ich Kunibert aufnehmen könne.
Mein eigenes Rudel besteht momentan aus zwei Böckchen und drei Weibchen. Davor hatte ich drei Böckchen und fünf Weibchen. Allgemein rät man zu mehreren Weibchen mit einem kastrierten Bock. Alles andere wird als "unnatürliche Haltung" bezeichnet, da sie nicht der natürlichen Lebensweise von Meerschweinchen entspricht. Meine Böckchen hatten jedoch nie größere Probleme miteinander; es gab natürlich mal Raufereien, doch da meine Schweinchen nicht im Käfig sondern in einem offenen Gehege leben, haben sie genug Platz und Rückzugsmöglichkeiten.
Als ich am Freitag mit Kunibert zu Hause eintraf, ließ ich ihn zunächst in der Transportbox, so dass sich alle gegenseitig beschnuppern konnten, ohne sich allzu stark bedrängt zu fühlen. Kunibert war verständlicherweise durcheinander und klapperte die meiste Zeit mit den Zähnen. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, ließ ich ihn dann ins Gehege. Er war neugierig, fraß ein wenig Heu, ging jedoch schnell auf Konfrontationskurs mit den anderen Schweinchen - nur Paulchen und Paulinchen akzeptierte er sofort.
Da ich zur Arbeit mußte, teilte ich einen Bereich des Geheges mit einem Gitterteil (von meinem alten Käfig) ab und setzte Kunibert in den "abgesicherten" Bereich. Er machte es sich dort auch gleich gemütlich und schlief.
Als ich nach Hause kam, ließ ich ihn erneut mit den anderen Schweinchen zusammen, über Nacht separierte ich ihn wieder.
Zusammenfassend kann ich nun folgendes sagen: in den ersten beiden Tagen gab es normale kleinere Rivalenkämpfe und Raufereien, insbesondere mit Papa Polly, der bisher der "Anführer" des Rudels war. Inzwischen akzeptieren sich die Beiden relativ gut oder gehen sich aus dem Weg.
Kunibert hat sich für die Kürze der Zeit bereits sehr gut eingelebt, auch meinem Rudel tut die neue Konstellation gut.
Allgemeine Empfehlungen zum Thema:
Wie bereits weiter oben erwähnt: Die Haltung einer reinen Weibchengruppe verläuft i.d.R. problemlos und harmonisch. Allerdings entspricht dies nicht der natürlichen Lebensweise von Meerschweinchen. Es ist immer besser, wenn ein kastrierter Bock mit in der Gruppe lebt. Er wird bei Auseinandersetzungen zwischen den Weibchen als „Schlichter“ fungieren. Die Haltung mehrerer Männchen ist zwar möglich, aber ebenso unnatürlich wie eine Weibchengruppe. (Quelle: Herz für Tiere)
- die Vergesellschaftung sollte auf neutralem Boden ablaufen
- den Käfig oder das Gehege mit Essigwasser auswischen, dies dient der Gruchsneutralisierung
- genug Futter- und Trinkplätze einrichten
- ein großer Heuberg in der Mitte lenkt ab und dient als Versteck
Meerschweinchen machen ihre Rangordnung so oder so unter sich aus, eine Vergesellschaftung dauert rund 6 Wochen. Ich bin immer vorsichtig mit Verallgemeinerungen, denn es kommt immer auf die jeweilige Situation an und auf den Charakter des oder der Meerschweinchen.
- FORTSETZUNG FOLGT -